Was auf die Kirchheimer in den nächsten Jahren zukommen wird, war in der letzten Juli-Woche schon mal zu erfahren: Die Sperrung zwischen Walheim und Besigheim und eine völlig unflexible Ampelschaltung an der Kreuzung beim Marktkauf brachte den Verkehr auf der Durchfahrt der B 27 praktisch zum Erliegen. Endlose Staus und Fahrzeiten von einer halben Stunde für die Ortsdurchfahrt waren tagsüber die Regel. Die Querung oder die Einfahrt auf die Straße war nur mit gutem Willen der anderen Verkehrsteilnehmer möglich. Durch eine Verbesserung der Ampelschaltung und den Ferienbeginn hat sich die Situation etwas beruhigt.
Die Ursachen ändern sich nicht: Der Durchgangsverkehr nimmt ebenso wie der Schwerlastverkehr von Jahr zu Jahr immer weiter zu, wie Verkehrszählungen dokumentieren: Derzeit sind es täglich über 20.000 Fahrzeuge, davon rund 2.000 LKW. Durch immer neue Wohngebiete auch im „Hinterland“ steigt die Zahl der Pendler. Auch wenn manche dann zum Kirchheimer Bahnhof fahren und den ÖPNV nutzen, fahren sie vorher durch den Ort. Nicht nur PKWs werden mehr, auch die Schwerlastwagen nehmen durch neue Betriebe in der Region weiter zu. Eine Verbesserung der Zugverbindungen hilft wenig, da das „Hinterland“ nicht oder nur schlecht angebunden ist. Von den leeren Sprüchen wie „mehr Güter auf die Bahn“ hat Kirchheim auch nichts, denn die Verladepunkte in der Gegend sind schon jahrelang geschlossen und die Gleise abgebaut.
Und nun? Viel Kanzleitrost von Politikern haben sich die Kirchheimer schon angehört und wundern sich immer wieder, wie die Verantwortung von Stuttgart nach Berlin und wieder zurückgeschoben wird.
Weil die Messwerte für den Lärm so schlecht waren, konnte in kürzester Zeit mit Genehmigung der höheren Behörden Tempo 30 auf der Ortsdurchfahrt der B 27 eingeführt werden. Die Luftwerte hat das Land aber nur mal kurze Zeit gemessen. Um tatsächliche Werte der Schadstoffbelastung und damit der Gesundheitsgefährdung der Anwohner zu bekommen, messen nun Gemeinde und Bürgerinitiative selbst über mindestens ein Jahr.
Eine Umgehungsstraße, die viele der Belastungen aus Kirchheim nimmt, aber auch für die Nachbarorte Verkehrsverbesserungen mit sich bringt, wird nicht von heute auf morgen gebaut. Der Bürgerinitiative ist klar, dass ein langer Atem benötigt wird. Wenn aber jede und jeder sich dafür einsetzt und auch bei der bevorstehenden Bundestagswahl die Kandidaten kritisch befragt, kommt die politische Unterstützung zustande, die das Projekt auf den Ranglisten von Land und Bund weit nach vorne bringt.